Dienstag, 28. Mai 2013

CON TEMPO...

SO

ODD...Quallen sind ein jagender, nervenbewehrter Magen. 

Montag, 27. Mai 2013

---------------------------------------------------- - - - - - - - - - -PERSEUS

severe shoque as seen
moments of deliberation

Sonntag, 26. Mai 2013

NOVA (Des Müllers Blaue Blumen)

NO
The Machine driven by ITself
( not   machine   enough   to   be   alive )

Samstag, 25. Mai 2013

FOCUS!!



Freitag, 24. Mai 2013

PANEL MODEL


SCHLAMM

PANEL I BOOKS
PANEL II EXHIBITIONS
PANEL III WORKS
PANEL IV KAIROS
PANEL V MEDUSES
PANEL VI CARDS
PANEL VIII MOVIES
PANEL IX PROJECTS
PANEL X LINKS
PANEL XI CONTENTS
PANEL XII REFERENCES
PANEL XIII JOKES

"Ich weiss noch keinen Ort", sagt der Igel zum Fuchs, und streckte sich. "So lass uns doch im Hühnerstall verabreden", 
antwortete dieser, "wenn ich erst vorgearbeitet habe, bleibt allerhand Gewürm für dich!"
Jean de la Fontaine zugeschrieben

XVII...ALS GEBAEUDE



Eine ganze Generation von Heulbojen treibt auf der See, dachten sie sich dann...

"When people risk their lifes, shouldn't it be for something very important? "
"…better be…"What is so important about driving faster than anyone else?…"
"A lot of people' re going through life doing things badly …
In racing it is important doing things well…racing, it's…it is life…anything that happens before or after…it's just waiting.."
(Lee H. Katzin, Le Mans, 1971)

XV GEBAEUDE ALS TIERE


Als Jean nun doch gebeten worden war, einige Anekdoten aus dem Schatz der Tätigkeiten der letzten Jahre in die Runde der Gäste zu werfen, die sich aus Anlass seiner Neueinsetzung versammelt hatten, zögerte er einen Moment, und leerte das grosse Glas, welches sich vor ihm befand mit einem Zug aus, erhob sich leicht schwankend, und begann, nachdem es etwas stiller geworden war, mit einer langen Erzählung, die noch die ganze Nacht durch die mitunter leise raunende Menge der Zuhörer wogte, und deren Tempo und Stilistik schwankte wie ein kleiner Kahn auf den Wogen des sonst still und unscheinbar daliegenden Mittelmeeres; und wie die Zuhörerschaft sich in das Auf und Ab der Worte und Figuren hineingehört hatte, das den Gästen dieser eigentlich unterhaltsam gedachten, doch nun mehr und mehr zur Beichte geratenden kleinen Spiels der Rede, zu dem es dem in Fahrt kommenden Dozenten geriet, bemächtigte sich die Fülle der Ereignisse, etwa so wie brandende Gischt sich um die am Strand eingepflockten Pfähle schlingt, der Ohren und Augen der Hörerschaft. Ja, auch deren Augen, denn je plastischer und Grösser die Erlebnisse sich aus dessen öffnenden und schliessenden, die Worte kauenden Mund in den Speisesaal ergossen, griff die Sprache um sich, und hüllte beinahe sämtliche Sinne der Anwesenden in einen dichten und packenden Nebel ein, und die immer wieder aufs Neue empor flammenden Bilder legten sich von innen auf die Netzhäute des Publikums, und wie ein immer stärker werdender Sog griff die Rede Jeans um sich, erfasste dabei die Körper des nun gänzlich zum Auditorium gewordenen Speisesaals; wie die Gesänge der Sirenen erfassten sie die ungebundenen Sinne der Hörenden und Sehenden, so dass sie sich wie in die Wasser nun in die Erinnerung, die ja nicht die ihre war, hineinwarfen, und darin zu schwimmen versuchten, dorthin woher die Töne kamen, die einmal eine Sprache gewesen war, aber nun eine andere Form der Kommunikation zu sein schien, die jede Form abgestreift zu haben schien, die sie Bewusstsein hätten genannt haben können, und sie trieben wie Blätter in einem Bach in den sich immerfort ergiessenden Worten dahin, die bald hier, bald da ein Thema zu erfassen, und wieder zu verwerfen schienen, und versuchten, die immer loser, aber rauschender ausgeschmückten Erzählungen in sich aufzunehmen, und mit jedem Mal, in dem sich das Schwimmen im Klang dieser einstigen Erzählung und der Drang nach Aufnahme durch das Trinken der Postsprachlichen Töne verwechselte, schienen sie mehr und mehr in diesem Fluss der Erzählung, oder dessen, was davon übrig war, zu ertrinken; bis sie beinahe ganz selbst zu dem geworden waren, das sie tranken. Jetzt schienen sie endlich schwimmen zu können, in etwas, das ganz sie selbst war, und so etwas wie eine Befreiung zu verspüren; obgleich dieser Austausch der Medien genau genommen das Gegenteil des gefühlten war. Es hatte sie zu etwas anderem werden lassen, und es war gänzlich aus der Aufnahme des gehörten erwachsen; eine Erzählung, aus der es kein entrinnen zu geben schien, und deren Erzähler sich mit dem Erzählten vermengt, und sich zum verschwinden gebracht zu haben schien. 

Mittwoch, 22. Mai 2013


Wer morgen ohne Jacke kommt und ohne Hut nach Haus,
dem fallen bald die Arme ab, und kopflos geht es aus...
Robbespierre zugeschrieben

Montag, 20. Mai 2013

XIII ZIRKUS



In der Weite der Steppe grast eine Kolonie von Steppenpferden. Ihre Köpfe sind gesenkt, und die Geschwindigkeit ihrer Bewegungen ist dem langsamen und kontinuierlichen Abfressen der Grasnabe angepasst, untergeordnet. Nur manchmal schaut eines der Tiere über den vom Rist der Gruppe gebildeten Horizont hinweg, und versucht, am verschwommenen, Erd- und Luftfarben vermengenden Firmament ein Zeichen der Veränderung der Situation zu erkennen. Eine Verschiebung der Linien, ein Staubzeichen, eine Krümmung der Fläche. Findet sie nicht statt, versinkt der Kopf in die geduckte Fresshaltung der Gruppe. 
Am Abend, wenn die Sonne soweit abgesunken ist, das die langwellige Wärmestrahlung nicht mehr ausreicht, um die Schwingungen der Moleküle aufrechtzuerhalten und so die Distanz derselben abnimmt, verklumpen sich die Wasserteilchen in der Luft zu kleinen Tröpfchen, die sich durch die -den Pferden allerdings unbekannte- Kraft der Adhäsion zu Wasserclustern, schliesslich zu Tropfen ballen, die sich an den ebenfalls an den übrigen Festkörpern, den Graskörpern, den Pferdekörpern anlagern. Dann erzeugt die sich vorbereitende Nacht eine Klammheit, die das Zusammenballen der Pferdeteile, der sich abkühlenden Pferdemasse erzeugt. 
Die Abstände verringern sich dann. Die Oberfläche nimmt ab. Die Verklumpung von diskreten Körpern ist die Folge des Sonnenuntergangs. Dunkelheit legt sich über das Gemisch aus Pferden und Gras, und verbindet sie zu einem, wiederum Wärmestrahlung aussendenden Körpermodul. Manchmal dringt ein Schrei durch die Menge in der Dunkelheit, dann kommt Unruhe in die Schule. Etwas packt dann an, und versucht, etwas aus dem Knäuel zu lösen, aus der Verklumpung herauszubeissen. Am Morgen ist es mit einem Teil, einer Entität der Herde beinahe spurlos verschwunden. Kleine Flecken im dunklen Grün des niedergetrampelten, leicht bräunlich schon geronnenen Gras-Ton-Gemischs zeigen noch die Geschehnisse der Nacht an. Doch keine Traurigkeit ist zu verspüren. Keine bewusste, vielleicht eine geahnte Leere in der Folie der Realität ein microfeiner Riss, der sich sogleich durch die auseinanderstrebenden Leiber des Herdenkörpers ins unbewusste Vergessen hinein verfestigt; es lösen sich die festen Teile also wieder (und immer wieder) voneinander ab, und ein leichter Wind weht über die Rücken der nun distanzierten Körper, und bewegt die über ihnen sich bildende Wärme. Die einzelnen Wesen, denen eine expressionistische, auratische Ahnung in Form von Wärmestrahlung umwehte, begreifen die Veränderung. Die Wärme bewegt die Hormone und kettet die Molekülketten aneinander, die Bewegung nimmt unter der Wärmestrahlung zu, und trägt sie, verteilt sie mit dem Wind, einander in die grasenden Nüstern. Sie verketten sich untereinander, bilden Allianzen, scheiden Rezeptoren voneinander. Sie sehen sich im eigentlichen Sinne nicht. Sie lösen sich ineinander, und Enzyme spalten sich in Teile, wo von Gruppierungen die Rede ist. Nachts, wenn die Wärme zur Verbreitung nicht ausreicht, löst der Kontakt der diskreten Körper das Problem der Übertragung. Einander ineinander erkennen. Eins sein mit der Bedingung. Sie bilden Schlämme, jede Kolonie unter sich, erkennt die Signatur verwandter Moleküle. Richtig und falsch erkennen sie am Geschmack...

Sonntag, 19. Mai 2013

XII REVENGE



"Gunther, mein Bruder, lass uns wieder Freunde sein!" (Fritz Lang, Die Nibelungen, 1924)

So wie ich lernte, mir Dinge als Wesen zu denken, so dachte ich Wesen als Dinge. Wesen als Wesen zu denken, wäre mir zuletzt eingefallen. In der eigenen Wohnung sitzen, und sich die Lebenszeitverluste vorrechnen. Da gespart, da nicht aufgepasst, selten mitgeschrieben. Zu schlau zum Lernen. Aber nicht klug genug, zuzuhören. Am Anfang steht eine gewisse Ernüchterung im Raum. Ich scheine zu einem Punkt gelangt zu sein, von dem aus sich nur noch Fragmente ableiten zu lassen scheinen. Es geht um Tiere und Solitaire. Das Video zeigt verlorene Spiele, und treibendes Leben. Es entsteht aus der Projektion auf einen ebenso verlorenen Gegenstand. Pure, nackte Selbstbeschäftigung aus Ratlosigkeit. Ich habe Zweifel, aber das impliziert weit mehr Standpunkt, als ich ihn einnehmen kann. Grundsätzlich bemerke ich noch voran, dass ich mich aus der Moderne herauszuarbeiten Versuche, konkreter aus dem was ich dafür hielt. Ganz konkret: Peter schreibt mir unterdessen, es wäre ihm widerlich, wenn es am Ende darauf hinausläuft, Nabelschau zu machen. Der Ostjunge mit der Ostvergangenheit im Auftrag der Wahrheitsfindung und Beweinung der Unmöglichkeit des Subjekts zur Entfaltung, aber an allen Ecken die se Wärme, alles ganz echt, etc., etc….
Mit Ugo Rondinone Galeriescheiben bemalen. Er zeigt wie es geht, die übrigen Scheiben bemale ich allein. Die gute Tätigkeit bringt die Tätigen zum Verschwinden. Ich fotografiere das Ergebnis, und freue mich am perfekten Verbrechen. Durch Lebenszeit hindurch Identifikationen geschaffen, wo keine ist…
Die erste Idee: wenn es nicht läuft, in Buenos Aires Polobilder malen, und sie in Kleiderläden ausstellen.
Die zweite Idee: wenn es nicht läuft, nach Leipzig gehen und Häuserfassaden faschistischer Bauten malen. Die dritte Idee: wenn es läuft, Ghostwriting in der Architektur. Dinge im Namen anderer tun. Dann keine Ideen mehr. Wenn Rauschenberg Ideen hatte, ging er spazieren, um sie loszuwerden… 

Donnerstag, 16. Mai 2013

XI BIOPIC 2


Jeanne erinnerte sich zurück: in der Logik des Aufbruchs und dem Hunger nach Sinn hatten viele Operationen im Nachgang an Gewicht verloren, oder waren gänzlich im Nebel verschwunden. Der Bücherschrank war voller und voller geworden, und mit den anschwellenden Volumen schwand die Zuversicht einer Erkenntnis. Missmut und Enttäuschung bestimmten den von vermeintlichem Verständnis verätzten Alltag. Ja, hier musste sie innehalten: man trat tatsächlich hinaus in die Frische der Natur, und es hiess, man genoss die sich dort bietenden Biopanoramen, wenngleich auch, und so verlor sich der Gedanke wieder, wenig sinnstiftendes, interessantes oder Erkenntnisförmiges zu erwarten gewesen war... 

"Wir haben keine Mitte mehr, 
und keinen guten Willen!
Es schlucken sich, so ohne Hals, 
sehr schlecht selbst kleinste Pillen,
Und auch wo selbst der Kopf nicht fehlt, 
und auch der Kragen steht, 

Da scheint am Ende dennoch klar, 
es nur um Mittel geht…"

IX BIOPIC 1



Mittwoch, 15. Mai 2013

VIII SICH MUEHE GEBEN ALLEIN NUETZT GAR NICHTS


Im Wiener Haus des Meeres, das ich wie auch viele andere, niemals betreten habe, und in der für Zoogebäude immer gefühlten Kombination aus Tragik und Faszination, zu der ich mich dann doch überwand, vielleicht auch, weil sie meiner aktuellen Verfassung am ehesten entsprach, fand ich in der Landschaft der Terrarien und Aquarien, durch deren Lichtschlitze die Stadt hinter dem Wasser blitzt, ein Becken voller Quallen. Ich verdanke dem Fernsehen einen Einblick in deren Giftigkeit, aber auch in die Fragilität der Cnidaria. Die ausgestellten Wesen waren in einem Becken, ganz ohne Mimikry oder Verstellung untergebracht. Ein einfacher, blau gefärbter Container ohne jedes naturimitierende Beiwerk. Ein ständiger Wasserstrudel verhindert den Anprall der fragilen Quallenkörper an die Scheibe zum höhlenartigen, mit Fossilienkopien intarsierten Besucherraum. Die Scheibe ist von eingeritzten Tags übersäht, da der neutrale blaue Hintergrund maximale Sichtbarkeit garantiert. Tausende auf der anderen Seite, Südseequallen, Einwanderer ins Mittelmeer, rosa-orange gefärbte "ausserirdische Zwitterwesen". 
Mir fallen die Überlegungen der "unbeugsamen Leni Peickert" wieder ein. Der "starke Effekt" bleibt weiterhin irrational. Eine Quallenmanege, in der die Löwen nicht mehr Männchen machen müssen; sie würden ja dort ertrinken. Ein Löwe mag seine Löwigkeit erahnen, die Qualle tut es (vermutlich) nicht…Medusen haben weder Herz noch Hirn. Hier herrschen andere Probleme. Das Publikum macht Männchen. 

VII RESUMEE


" …und ich werde von meiner grossen Rolle gesagt haben: "Die Pferde sind gesattelt! Möge euch alle der Teufel holen!" Robert Musil, Der Mann ohne Eigenschaften

Dienstag, 14. Mai 2013

VI SCHLAMM 1

......Medusen haben weder Herz noch Hirn. 
Als die Schergen des Zorns das Haus des Südens betraten, fehlten ihnen im Moment des Eintritts die Ohren. Die Hunde heulten durch die Nacht, und so taten sie es denen gleich, wenn sie sie auch so nicht hören konnten. Hätten sie gewusst, was das ist, ein Hund, sie hätten es ihnen nicht nachgetan. "Beuge dich zu mir", riet er dem Gefährten, "auf das dein Atem zu meinem werde." Perseus war nicht unter den Eroberern der Ägäischen Küsten. Medea fehlte. Menelaos war ebenfalls nicht zu sehen. Einer schrieb in sein Logbuch: " Ich habe durch die Vorsehung alles verloren, aber durch dich kann ich es wiedererlangen". Wir werden es tauschen. Wenn du nicht gewesen wärest, die Affen hätten mich verschlungen. Als vielleicht Otto dann das Büro verliess, um auch die ganze nächste Woche keinerlei Spuren seines Verbleibs zu hinterlassen, folgten ihm noch ein, zwei weitere Abordnungen durch die Gänge der Anlage, die einst ohne jede weitere Strukturierung hastig errichtet worden war;bis hoch hinan in die Ausläufer der -als Passat bekannten- Thermik. Dieser leise Wind verwehte die Spuren, die das Haus in der Verduner Strasse allenfalls noch auf den Karten hinterlassen hatte, und es war Zeit, "…auch Dank dir!" zu sagen,wie mir schien. "Ich verlasse den Globus nicht mit den Augen, nicht mit der Stirn voran, wenn ich noch an Zahlen hängen kann!"So riefen die Schergen erneut, und unter Getöse warfen sie sich, besser, was von ihnen übrig geblieben war, fröhlich in das Räderwerk der alten Maschine. "Sie sind mir doch nicht böse?", klang ein Ton aus dem Haufen der tönenden Abweichler. Er hatte das mahlende Geräusch vernommen, und war hinausgetreten, um das Werk derselben noch ein letztes Mal in Augenschein zu nehmen. " Wie könnte ich zu solchen Gefühlen der Abneigung tendieren, nach einem solchen Vorschuss?" flötete die sanfte Stimme der Vernunft in Heiterkeit. Zu anderen Emotionen war hier keinerlei Anlass. Und hätte er gewusst, dass es einst etwas wie Hände gegeben hatte, er wäre dankbar, auf dieselben gestützt, hinabgesunken und hätte so dem grossen Alexanderschauspiel, das dieses 'Welttheater' versprach, mit Genugtuung zusehen mögen. " Wir hatten eine Ahnung, aber, aber aber sie ist uns entwichen.." keuchte Frederik, " …denn Ahnungen sind wohl zumeist Gedankenschatten ohne Wände".Da: der Queue splittert Fragmente der Billardkugel im Moment des Stosses ab, und wäre eben jener Alexander selbst im Argolis begraben gewesen, er hätte unter den Tonnen von Schlamm noch die Rufe der Verwundeten gehört, die sich um die sterbenden, hechelnden Pferde drängten, sich übereinander türmend, um die schwächer werdenden Atemzüge mitsamt der dabei entweichenden Wärme der feuchten Nüsternausstösse, die Luft selbst über ihre entleerten Körper streichen zu lassen. Der Boden war aufgeweicht, und die breiige, auch biologisch determiniert scheinende Konsistenz der Erde unter diesem Körperhaufen war wärmer als üblich. Das Licht neigte sich dem Ende zu, und auch in ihrem organlosen Innern hatten sich Flecken angesammelt, fast als könnten sie aus ihren zahlreicheren Öffnungen Reste des Leuchtens in sich aufnehmen, Wärme empfangen, wo beinahe keine mehr war. Nichts von alledem entsprang einer realen Erfahrung, wie sie diese für sich in anderen Momenten von Gegenwart hätten aufbehalten haben können. Ihr Standpunkt war bestimmt. Das machte sie am Ende zu offeneren Wesen, als sie sich würden selbst ausmalen können. Etwas vermischte sich mit etwas Anderem. Wasser schien in irgendeiner Weise sich mit Wasser zu vereinen, und Splitter sich in andere Fragmente zu verwandeln. Sie hätten zu einem Organismus werden können, sich gegenseitig an ihrem Geruch erkennen, und aufstehen mögen, aber die aufziehende Kälte machte den Tau sich mit den Körperteilen mengen, und etwas an ihnen schien sich vor allem in Formlosigkeit auflösen zu wollen, wenn so etwas wie Formlosigkeit hätte zur Wahl stehen können. Sie überfielen die fremden Nester, ohne zu wissen, das es Nester waren, und setzten die Besetzung fort. Sie rochen sich mit ihren Körpern voran. Sich in alle gleichzeitig, und jeder auf die ihm eigene, genetisch beinahe völlig idente Weise zu nähern, und die Berichte beiseite zu legen, die auch eine Subjektlosigkeit, eine Bedingung ohne Bedingungen zu versprechen verheissen hatten, hiess nun, sich mit dem ganzen Haufen zu vereinen, und den Schlamm ohne Hände zu umarmen, Gegenstand unter Gegenstand ohne einen Begriff davon zu werden, und am Bau mitzutun, ohne diesen zu verraten, durch nackte, rohe Tätigkeit. "To come out, to cut out, to slice yourself within it"…Und Geschichte? Ausserhalb aller Toleranzen. Medusen indes bleiben vollends Nerv; und Gegenwart… (Auszug)

V SAMBÉ

Wichtige Linnéesche Operation:



Kladogramm der Cnidaria nach Collins (2002)


 Cnidaria 


     





     



     
 Cubozoa 


     



Freitag, 10. Mai 2013

IV DIE PRODUZENTIN



Fast alle Quallen pflanzen sich ungeschlechtlich fort. 

Körperteile fallen ab, und werden neue Wesen, 
Zygoten werden abgespalten und treiben durch die See. 
Die Quallenwesen sind Klone.

Fossilienfunde zeigen an:
Schon vor 500 Millionen Jahren durchzogen Quallen die Meere.

Augenflecken erkennen die Umgebung unter Wasser.

Gejagt wird alles, was kleiner als sie selbst ist. 

Quallen sind pure Gegenwart. 

Flucht und Angriff sind die einzigen Motivationen.

Quallen schwimmen schnell. 

Alles Wissen ist im Material angelegt.  

Quallen schlafen über Nacht am Meeresboden. 
Das Gift der Nesseln wirkt blitzschnell, Futter wird augenblicklich gelähmt. 
Futter wird an der Magenwand in die Qualle hinein verdaut.

Nerven und Magen bestimmen, steuern die Lebensprozesse. 

Ist ein Überangebot an Nahrung vorhanden, pflanzt sich die Qualle fort. 
Dem Schirmstadium folgt eine Polypengeneration. 

Polypen sind invertierte Quallen.














Der Polyp stösst mehrere Einzelteile ab.

Aus einem Polypen werden dabei mehrere Einzelwesen. 

Quallen greifen sich nicht an. Sie sind immun gegen das Gift ihrer Artgenossen.


Quallen kennen keine Reviere. Quallen kennen keine Rangkämpfe.
Totes und Lebendes kann gleichsam gefressen werden. 

Zynismus ist ihnen fremd.
Sie sind interesselos aneinander. Sie organisieren sich nicht…

Donnerstag, 9. Mai 2013

III SENTIMENTALE ERZIEHUNG







I (biting butts)

Endes Schlange beisst sich, jetzt ganz allein, in den hölzernen Schwanz und spucken ein wenig Feuer; das zitternde Ende ergreift man sich selbst, wie die Locke des Kairos. 
In den letzten Wochen auf der Suche nach Formen für einen Text. Eher ein Fragment wohl, ich probe den Bildungsroman. Hatte das Feuilleton nach eigenen Angaben (wer ist denn genau das Feuilleton) schon lange nach einem Goetz- Roman gehechelt, war Johann Holtrup mal eben dabei herausgeschleudert worden, und traf mich mit voller Wucht. Ich krieche hingegen allerdings eher beleidigt voran. Ich hatte in den Vorskizzen hier eigentlich so etwas wie ein Bürgerforum angedacht (die grosse leere Grasfläche vor dem Kanzler(innen)Amt, aber mangels dessen Form -und ratlos über die Zielgruppe- diesen Gedanken verworfen. 
Wir sprachen mal im kleinen Kreise (diesmal nicht im Anzengruber) über eine Kolumne im "Critical Ass", die dann aus Zeitgründen vertagt werden musste, vermutlich war auch nichts inhaltliches dafür adäquat, aber entgegen allen Spekulationen blieb noch so etwas wie Sehnsucht dazu da, wie die Sehnsucht immer zu den Orten am grössten ist, an denen man nicht war. Dein Vorschlag, die Wutnische "Grumpie Bear" zu taufen, blieb mir allerdings haften (zusammen mit der Richter'schen Idee vom 'kuscheligen Sumpf'… Fegt noch "Konzeptkunst aus Not" (Michael Dreyer durch Michael Krebber) durch den Kopf, bleibt wenig, als die noch einmal durchgegangenen Nachrufe Revue passieren zu lassen. Verpasste Gelegenheiten. Missverständnisse. Scham in Reinkultur. Wenn ich zurückdenke, begann ich mit einer Agenda. Eine Haltung zur nützlichen Kunst. Nicht eben schön, aber in Bildungsdiensten. Reproduzierte Bilder, wie Dürer oder Holbein zogen mich an. Kunst gedruckt für alle. Dann Panofski-Leser im Abitur, und Gombrich-Nominalist in den Kulturwissenschaftsseminaren. Eventuell noch Begeisterung für die systematischen Modelle; ich hätte vielleicht Hilda af Klint gemocht, hätte ich von ihr gewusst. Euphorie hätte mich durchwallt. Jetzt ist es wohl dafür zu spät. 
Pure Lust am Besonderen trieb mich in die Arme der Mitte. Mich sprach die Renaissance in Deutschland an, noch so 'ungelenk und ahnend' (wir beide), ich kannte sie aus der Bebilderung der "Frühbürgerlichen Revolution" in Deutschland. Bauernkrieg. 
Der Bauernkrieg, Marx und Engels, geklaut in der Schulbücherei, vielleicht auch 1990 aus dem Müll gefischt. Erinnerung: in der grossen Rotunde stehend und erschlagen von Handarbeit, dem Kunstmesser, unter den aus den spanischen Niederlanden geborgten Lanzenansammlungen stehen, und das postsurrealistische Feuerwerk der Ölkörper über mir. Noch heute in der Kunstkammer angesprochen werden: " Ist das nicht grossartig? Diese Genauigkeit. Wunderschön." Verzückung angesichts der Bildungsleistung. Schäme ich mich heute meines undialektischen Standpunkts? Der erwähnte Blutfluss der "Münzerrotten" bildete eine Rinne bis ins Dorf den Abhang hinunter. Gegen die Reiterei half auch keine Organisation, alles traten die Blinden Pferde in das nasse Gras hinein. Morgensterne halfen nichts im Abendlicht. Schlamm schon hier, a "Woman, who mistook her Husband for a head" (nach M. Nyman)… Ich habe immanente Zweifel, aber das verspricht weit mehr Haltung, als ich ihn einnehmen kann. Veganismus als Ersatz für politisches Interesse sei gerade das Thema…Zielsicher erraten wir schon immer die kommenden Ausstellungskritiken im Branchenblatt. 

"Ich formuliere keine Erlösungsfantasien, sondern konkrete Vorschläge, wie man die Schule heute besser machen kann. Darüber möchte ich eine Debatte auslösen. Deshalb ist das Buch zum Teil mit der Glut des Apostels geschrieben." (Richard David Precht) 

Sonntag, 5. Mai 2013

I BORGEN



"Lieber Jean, 
ich habe dir geschrieben, um dich vom durch mich ausgelösten Makel der Ahnungslosigkeit zu befreien, und Absolution von dir einzufordern. Ich glaube, dich mittlerweile gut genug zu kennen, um mit dir auch intime Details meines, an Begegnungen reichen, Lebens zu prüfen, und dich vorbehaltlos fragen zu können, wie ich die Gedanken und Ereignisse der letzten Tage zu kategorisieren habe, ja, ob es überhaupt einer solchen Kanonisierung bedarf, um Fragen, Wünsche und Leidenschaften der Seele in ein System zu bringen. Willst du mir helfen, und mich darin unterstützen, mich und alle die mit mir fühlen, zu befreien? Wenn du mir folgen willst, so betrete mit mir gemeinsam diesen Tempel der Innerlichkeit, und erkenne die Tiefe der Scham ob der Verwirrungen, die meine Gedanken erfasst haben, wo sonst Kontrolle zu walten scheint; falls du aber, und das will ich dir nicht gar übel anrechnen, sondern voll und ganz zu verstehen suchen, mir auf dieser gefahrvollen Reise, die ja vor allem die meine ist, nicht folgen willst, so lies von hier ab nicht weiter, und verbleibe mein Freund auch in der uns trennenden Gewissheit, hierin einmal nicht in meine Sorgen und Trübnisse mit hinabgestiegen, sondern mich nur ganz von der Sonnenseite beschienen zu erleben. Ich will es dafür nehmen, und nichts einfordern als deine vorbehaltlose und distanzierte Freundschaft, die sich im Frieden, in Mäßigung und in wohlmeinendem, freundlichen Abstand zum Anderen verhält…

Nun, da du mir folgst, verlass mich nicht. Es wird auch etwas von mir in dir, und etwas von dir in allen anderen sein, und uns verbinden über unsere Körper hinaus?…Ich werde ehrlich mit dir sein, aber es wird wenig sein, und du musst mir verzeihen, wenn ich es fordere und mir ein Hafen sein, wo ich treibe…das will ich von dir verlangen, und es wird das letzte und einzige Verlangen sein…Jeanne"